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Durch Wasser trinken die Welt retten? #fridayswithgreta

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Ist Leitungswasser besser für das Klima? © aaw

Immer mehr Menschen in meinem Umfeld steigen auf Leitungswasser um. Aber ist das überhaupt gesund? Leben nicht viele Keime und Bakterien in unseren Wasserrohren? Ist es nicht sowieso gefährlich wegen der Bleirohre? Und handelt es sich bei Wasser aus dem Hahn nicht genau um das Wasser, dass wir als Abwasser in unserer Toilette runterspülen?  Was daran ist überhaupt besser für die Umwelt? Warum eine wiederbefüllbare Wasserflasche die beste Entscheidung für dich und die Umwelt ist und weshalb Wasser aus dem Hahn gesünder ist, als Wasser aus dem nächsten Supermarkt, erfährst du jetzt:

Um eine Entscheidung zu treffen, wie aus dem Wasserhahn zu trinken, anstatt aus einer abgefüllten Flasche, bedarf dem Wissen über Vor- und Nachteile. Aber um darüber zu sprechen zu können, sollten wir erst einmal Ängste und Vorurteile aus dem Weg räumen.

Woraus besteht Leitungswasser in Deutschland?

Es setzt sich aus Quellwasser, See- und Talsperrenwasser, Uferfiltration, angereichertem Grundwasser und zum größten Teil (rund 60%) aus Grundwasser zusammen.

Weshalb schmeckt mir Leitungswasser nicht?

Der Geschmack ist abhängig von den enthaltenen Mineralien wie Calcium und Magnesium. Kalk macht Wasser beispielsweise “härter”, ist aber in den vorhandenen Mengen nicht ungesund. Destilliertes Wasser hingegen ist sehr weich, weil darin keine Ionen und Spurenelemente vorkommen.

Was sind die Gefahren von Leitungswasser?

1. Keime in den Rohren

Leitungswasser kommt aus großen Rohren, die unterirdisch verlaufen, die wir nicht sehen können und demnach nicht sicher sein können, was dort so passiert. Leben dort Mikroorganismen und Bakterien? Darum musst du dir keine Sorgen machen! 

In den Hauptleitungen ist das Wasser immer in Bewegung, da zu jeder Zeit irgendwo Wasser gebraucht wird und selbst wenn dem nicht so ist, werden die Rohre künstlich gespült, um genau dies zu gewährleisten. 

Weil es in den Rohren auch dunkel (und demnach auch kühl ist) und es keine Luft gibt, sind die Bedingungen für die Entwicklung von Leben sehr ungünstig.

Steril, wie abgekochtes Wasser, ist Leitungswasser allerdings nicht. Das ist unsere Haut und jegliche andere Oberfläche auch nicht. Überall besiedeln kleine Bakterien uns und unsere Umgebung, aber das ist total normal, natürlich und überhaupt nicht ungesund. (Eher anders wäre es schlecht, wenn es die Bakterien nämlich nicht gäbe.)

2. Rohre aus Blei

Blei ist ein Nervengift, deshalb kann es sehr gefährlich werden, bleihaltiges Wasser zu trinken. Früher wurden Wasserleitungen aus Blei verlegt, deshalb können in Häusern, die vor 1973 gebaut wurden, noch Bleirohre liegen. Aber keine Sorge! Die Richtwerte für den Bleigehalt im Wasser sind sehr niedrig, weil es eben giftig ist und die meisten Haushalte erreichen diesen Wert nicht.

Im öffentlichen Netz tragen die örtlichen Wasserversorger Sorge darüber, dass der Richtwert nicht gerissen wird. Falls du trotzdem Sorge hast, kannst du dich an dein zuständiges Gesundheitsamt oder an den lokalen Wasserversorger wenden.

3. Medikamente im Wasser

Schmerz- oder Schwellungslindernde Salben werden nur zu einem kleinen Teil von unserer Haut aufgenommen, der Großteil des Wirkstoffs wird beim Duschen abgespült und gelangt in unser Abwasser. 

Auch durch unsere Körpereigenen Reinigungsprozesse (also den Toilettengang) werden Medikamentenrückstände ausgeschieden, und es gibt nach wie vor auch noch Menschen, die alte Tabletten oder beispielsweise Hustensaft in das Abwasser entsorgen. Abhängig vom Stoff kann es schwierig sein, diesen herauszufiltern. 

Aber auch hier brauchen wir in Deutschland mit unserem Leitungswasser keine Sorgen zu haben. Inzwischen können durch moderne Messinstrumente sogar winzig kleine Bestandteile (mikro- bzw. nanogramm/liter) nachgewiesen können. Beispiel: Ein Zuckerwürfel kann in einem riesigen See nachgewiesen werden.

4. Mikroplastik im Wasser

Tonnenweise gelangt Plastikmüll in unsere Meere, weil sich Plastik nicht zersetzt, wird es vom Meer klein gerieben, bis es zu sogenanntem “Mikroplastik” wird, also zu Plastik, dessen Durchmesser kleiner ist als 5mm. Auch Kleidung aus synthetischen Fasern wie Polyester verliert beim Waschgang Mikroplastik. Dieses Plastik landet früher oder später wieder in unserer Nahrungskette, zum Beispiel durch Fisch. 

Speziell um den Gehalt von Mikroplastik oder auch Medikamenten herauszufinden, gibt es in Deutschland Analytiker bei den örtlichen Wasserwerken, die solche Werte beobachten. Es wurde nachgewiesen, dass Menschen, die aus Einweg-Plastikflaschen trinken, mehr Mikroplastik in ihrem Körper haben, als andere.

Vor allem die Umstellung von Kohlensäure versetztem Wasser, was speziell Deutsche gerne trinken, zu Leitungswasser, ist schwierig. Aber nicht nur das, einige Menschen tun sich schwer mit dem Geschmack von Leitungswasser. Die Vorteile von abgefülltem Flaschenwasser liegen also auf der Hand: Es erscheint auf den ersten Blick praktischer, sicherer und auch einfacher.

Warum also sollten wir auf Leitungswasser umsteigen? Was sind die Vorteile davon?

Finanzielle Vorteile

Du sparst Geld, weil du kein Wasser mehr kaufen musst. Ein Liter Leitungswasser kostet ca. 0,2 Cent. 1 Liter Mineralwasser im Supermarkt kostet zwischen 19 und 50 Cent. Du kannst immer und Überall etwas trinken. Im Restaurant musst du nicht mehr Wasser bestellen, denn mit der Begründung dass du Müll vermeiden willst, wird dir auch niemand vorwerfen, dass du dein eigenes Getränk mitgebracht hast.

Besser für die Umwelt - Warum?

“Wasserfirmen” sind faktisch eigentlich keine “Wasserkonzerne” sondern nur Firmen, die Plastikflaschen verkaufen. Denn in den meisten Teilen der Welt gehört das Wasser glücklicherweise noch uns allen. Deshalb kannst du auch einfach den Hahn aufdrehen und das Wasser daraus nutzen. 

Wenn du allerdings Wasser in (Plastik-)Flaschen kaufst, bezahlst du nicht nur die Herstellung von Flaschen sondern auch die Distribution und Logistik, also die Fahrt in die Geschäfte bzw. Länder, in denen das Wasser verkauft wird. 

Vösslauer beispielsweise kommt aus Österreich, Vittel aus Frankreich, Fiji-Wasser sogar aus den Fiji-Inseln und wird somit um die ganze Welt geschifft, damit wir es trinken können.

Gesünder

Oft gilt Wasser aus Flaschen als gesünder als Leitungswasser. Doch wie oben schon genannt, zu unrecht: Leitungswasser in Deutschland ist so sauber und geprüft, dass es manchmal sogar qualitativ hochwertiger ist, als das Mineralwasser, dass in Geschäften verkauft wird. Denn in ganz Deutschland gelten für das Leitungswasser durch die “Trinkwasserverordnung” strengere Reglementierungen als für das in Flaschen abgefüllte Wasser.

22% aller getesteten Wasser, die man in Flaschen kaufen kann, beinhalten Chemikalien. Pestizide und Uran sind in abgefüllten Flaschen unter Umständen nicht einmal kennzeichnungspflichtig. Weichmacher, Mikroplastik, sogar Hormone gehen von der Flasche in das Wasser über, das wir trinken. Das kannst man sogar schmecken, wenn man eine Plastikflasche ein paar Stunden in der Sonne stehen lassen hat und dann trinkt.

Müll- und Ressourcensparender

In Deutschland werden stündlich ca. 1,8 Millionen Einweg-Plastikflaschen verbraucht, weltweit sind es sogar eine Millionen pro Minute! Am Tag sind das alleine in Deutschland ca. 43 Millionen. Die Menge der weltweit verkauften Flaschen in einem Jahr würde gestapelt für eine Wegstrecke bis zu dem Planeten Merkur reichen - 75 Millionen km. 

Für die jährliche Herstellung von Plastikflaschen in Deutschland wird eine Energiemenge verbraucht, mit der 2,4 Millionen Drei-Personen-Haushalte für ein Jahr mit Strom versorgt werden können. Und nicht nur das: In einem Jahr werden in Deutschland rund 16 Milliarden Einweg-Plastikflaschen verbraucht. 

Das entspricht 450. 000 Tonnen Müll. 460.000 Tonnen Rohöl und 9 Milliarden kWh Energie. Mit der Menge an Rohöl, die Gebraucht wird um alle Plastikflaschen in einem Jahr zu Produzieren, könnte man 1 Millionen Autos betanken. Nur jede fünfte Wasserflasche wird recycelt, alle anderen landen auf dem Müll, in der Natur oder in den Ozeanen. 

Eine handelsübliche Plastikflasche im Müll braucht 450 Jahre um sich vollständig zu zersetzen. Die Herstellung einer einzigen Plastikflasche verbraucht 3 Mal soviel Wasser wie später in der Flasche landet.

Wenn dich diese Zahlen überzeugt haben, kannst du es ja einfach mal ausprobieren! 

Hier noch ein paar kleine Tipps: Wenn du keine Trinkflasche zuhause hast und sich auch die Anschaffung noch nicht lohnt, kannst du einfach eine leere Glasflasche, zum Beispiel für Wein, Wasser oder Sirup benutzen. 

Gerade zu Beginn des Umgewöhnungsprozesses können Ingwer, Zitrone, Limette oder Gurke den Geschmack von Leitungswasser auf ein anderes Level heben.

 

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