So überwachen Chefs ihre Mitarbeiter

Seit dem Einzug des Home-Office in vielen Berufen fragen sich Arbeitgeber vermehrt: „Was machen meine Mitarbeiter eigentlich den ganzen Tag?“ Das Misstrauen und die Angst vor einer verringerten Produktivität und Engagement der Mitarbeiter im Home-Office hat dazu geführt, dass die Nachfrage nach elektronischer Kontrolle stark gestiegen ist.
Während große Unternehmen in den USA bereits entsprechende Werkzeuge einsetzen, ist darüber in Deutschland kaum etwas bekannt. Wer jedoch im Internet nach Schlagworten wie „Überwachung von Mitarbeitern“ sucht, wird viele Treffer und deutschsprachige Anzeigen finden. Es gibt also einen Markt dafür.
So verspricht beispielsweise das Programm „Workscape“ des belarussischen Unternehmens Panogard: „Verfolgen Sie die Websites, die Mitarbeiter besuchen, kategorisiert als arbeitsbezogen oder nicht arbeitsbezogen.“ Wie viele andere Produkte verspricht auch Workscape, dass sich die Überwachung vor den Mitarbeitern problemlos verbergen lässt.
Doch es geht nicht nur um Programme mit Verschleierungsstrategien. In den USA sind Hubstaff, Timedoctor oder Enaible erfolgreich am Markt, die offen agieren: Mitarbeiter wissen also, dass eine Software läuft. Enaible vergibt beispielsweise Produktivitäts-Punkte, motiviert und strukturiert den jeweiligen Mitarbeiter und treibt ihn zur Höchstleistung an. So zumindest stellt es das Unternehmen auf seiner Webseite dar.
Die andere Seite: Vorgesetzte können jederzeit virtuell über die Schulter schauen und sogar „Tipps geben“.
Was macht Microsoft? Microsoft ist ebenfalls in diesem Bereich aktiv, wenn auch weniger aggressiv als einige der genannten Unternehmen. Dennoch steht das Unternehmen aufgrund seiner weit verbreiteten Produkte schnell im Fokus. Datenschützer haben Microsoft 365 bereits häufig wegen des Umfangs der Überwachungs- und Auswertungsmöglichkeiten kritisiert, insbesondere im Hinblick auf „Workspace Analytics“, das Informationen aus mehreren Tools wie Teams, Word, Outlook und Co. sammelt.
Berichte und Screenshots haben kürzlich jedoch Einblicke in eine neue Betaversion der Microsoft-Software Purview gegeben, die auch Funktionen enthält, die Aktivitäten aufzeichnen können, wenn gegen bestimmte Firmenrichtlinien verstoßen wird. Microsoft hat kürzlich eine Vorabversion von „Forensic Evidence“ vorgestellt, das Teil eines größeren Software-Pakets ist, das Unternehmenskunden mit Microsoft 365 dabei helfen soll, die Kontrolle über ihre Daten zu behalten.
Obwohl Forensic Evidence dazu gedacht ist, den unkontrollierten Abfluss von Firmengeheimnissen oder Kundendaten zu verhindern, können damit auch Beweise gesichert werden, wenn ein Mitarbeiter etwas tut, das er nicht tun sollte. Das Problem besteht jedoch darin, dass das Unternehmen selbst festlegen muss, was genau als Verstoß gilt, und es somit zu Missbrauch kommen könnte.
Die Funktion soll auch in Europa verfügbar sein, aber Microsoft erklärt, dass das System verschiedene Sicherungen hat. Ein Administrator kann beispielsweise sehen, dass ein Verstoß vorliegt, aber nicht, welcher Mitarbeiter dafür verantwortlich ist.
In den meisten Fällen sind Überwachungsmaßnahmen jedoch rechtlich nicht in Ordnung, insbesondere Dauerüberwachung ist illegal und verstößt gegen den Schutz der Privatsphäre und Intimsphäre der Mitarbeiter. Illegal gewonnene Erkenntnisse über die Leistung eines Mitarbeiters dürfen nicht verwendet werden, und bei Verstößen drohen hohe Geldstrafen.
Wenn Sie den Verdacht haben, dass Sie überwacht werden, sollten Sie zunächst in Ihren Arbeitsvertrag schauen, ob dieser die private Nutzung des Internets im Büro verbietet. Wenn ja, könnte der Arbeitgeber dies stichprobenartig kontrollieren. Für private Webseitenaufrufe oder Chats sollten Sie dann besser ein privates Gerät verwenden.
Informieren Sie sich beim Betriebsrat über abgestimmte Überwachungsmaßnahmen - er muss es wissen. Wenn es keinen entsprechenden Passus gibt, können Sie sich beim Datenschutzbeauftragten des Unternehmens melden.
Kameras sind in vielen Notebooks eingebaut. Sie können die Linse mit einem Stück Klebeband abkleben, oder Sie verwenden einen Plastikschieber. Mit Mikrofonen geht das Abkleben in der Regel auch, das Mikrofon erkennen Sie an kleinen Löchern im Gehäuse.