Warum der ökologische Fußabdruck nichts mit Füßen zu tun hat

Aktuell ist Nachhaltigkeit ein dringliches Thema - vor allem in Deutschland. Die Fridays for Future- Bewegung, durch die schwedische Kilmaaktivistin Greta Thunberg angestoßen, hat das Thema in die Mitte der gesellschaftlichen und politischen Debatte gerückt. Konzerne und Marken versuchen sich nachhaltig zu inszenieren, die Grünen genießen mehr Wählerzuspruch als je zuvor und vor allem junge Menschen sind sich ihrer Verantwortung gegenüber der Natur bewusst.
Auch hier auf NEXTG.tv setzen wir uns mit der Reihe #fridayswithgreta mit dieser Thematik gemeinsam mit euch auseinander und versuchen nicht nur zu informieren, sondern vor allem auch praktische Beispiele zu liefern, mit denen du dein Leben nachhaltiger gestalten kannst.
Warum eigentlich ist eine wiederbefüllbare Trinkflasche besser als Einweg-PET-Flaschen? Und warum ist Avocado zu Essen schlecht für die Umwelt, wenn sie doch so viele gesättigte, gesunde Fette enthält? Und warum ist eine Avocado immernoch besser für die Erde als ein Schnitzel? Das alles steht mit dem ökologischen Fußabdruck in Zusammenhang.
Doch, was, zur Hölle, bedeutet eigentlich der Begriff “ökologischer Fußabdruck”?
Auf englisch “Ecological Footprint” ist ein Nachhaltigkeitsindikator, sozusagen ein Synonym für unseren Ressourcenverbrauch. Genauer: Mithilfe des Ökologischen Fußabdrucks kann berechnet werden, wie Nachhaltig das Leben eines einzelnen Menschen ist und wie viel Einfluss es auf die natürlichen Ressourcen nimmt.
Er bezeichnet die biologisch-produktive Fläche auf der Erde, die notwendig ist um den Lebensstil eines Menschen dauerhaft zu ermöglichen. Damit werden die Ressourcen der Erde gemeint, von denen wir täglich leben.
Was heißt denn “biologisch-produktive” Fläche?
- Flächen zur Produktion von Kleidung und Nahrung - Also Beispielsweise die Menge an Rohöl die gebraucht wird um synthetische Materialien herzustellen oder die Fläche, der Wasserverbauch usw. der benötigt wird, um ein Kleidungsstück aus Baumwolle herzustellen.
- Flächen zur Bereitstellung von Energie.
- Flächen zur Entsorgung von Müll.
- Flächen, die benötigt werden um das vom Menschen freigesetzte Kohlenstoffdioxid zu binden.
Was bringt es, den ökologischen Fußabdruck zu wissen?
Die Summe all dieser benötigten Flächen kann dann mit der Biokapazität (also der Kapazität, mit der die Natur diese benötigten Materialien zu produzieren, bzw. Abfallstoffe abzubauen) einer Region verglichen werden. Damit kann dann zum Beispiel der “Welterschöpfungstag” (eng. “Ecological Debt Day”) berechnet werden.
Er wird auch “Earth Overshoot Day” genannt. Dieser gibt den Tag im Jahr an, ab welchem die von uns Menschen konsumierten Ressourcen die von der Erde geschaffenen Kapazitäten überschreiten. Im Jahr 2019 lag dieser am 29. Juli - im Vergleich zu vorherigen Jahren zeichnet sich ein Trend der Vorverlegung ab. Das heißt, dass die Menschheit scheinbar zunehmend weniger Zeit braucht um mehr Ressourcen zu verbrauchen.
Wie kann ich meinen eigenen ökologischen Fußabdruck berechnen?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Das bekannteste Modell ist vom “Global Foodprint Network” . Der Verein WWF Schweiz und das Österreichische Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus bieten diesen Rechner an: https://www.mein-fussabdruck.at.
Bei den jeweiligen Tests bekommst du Fragen zu deinem Lebensstil gestellt. Welche Lebensmittel isst du, wie viel Getreide, Fleisch und Fisch konsumierst du? Auch Stromverbrauch, Einkaufsverhalten, in Anspruch genommene Dienstleistungen und vieles mehr wird berücksichtigt. Außerdem wird auch eine Pauschale für Versicherungen und Infrastruktur aufgeschlagen.
Die Ergebnisse? Im Jahr 2019 verbrauchte jeder Mensch ungefähr 2,7 Hektar im Durchschnitt, Tendenz steigend. Eigentlich stehen allerdings nur 1,8 Hektar pro Person zur Verfügung. Den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch haben die Einwohner der Arabischen Emirate mit einem ökologischen Fußabdruck von durchschnittlich rund 10,68 Hektar.
Auf dieser Karte kannst du den durchschnittlichen Verbrauch pro Person visuell erkennen: Je dunkler die Färbung, desto höher der Verbrauch.

Man kann dieser Karte entnehmen, dass es vor allem in den Industriestaaten, also auf den Kontinenten Nordamerika, Europa und Australien der pro Kopf verbrauch besonders hoch ist. Die Ungerechtigkeit daran ist, dass vor allem die Menschen in Entwicklungsländern von den Folgen des Klimawandels betroffen sind.
Was ist Kritik an diesen Berechnungen?
Es werden zum Teil unterschiedliche Fragen gestellt, die Antwortmöglichkeiten sind eingeschränkt und manchmal weiß man auch gar nicht die Antwort auf die Frage, bzw. kann es nicht genau angeben. Einige Faktoren werden auch unterschiedlich schwer gewichtet - abhängig von der Berechnungsmethode.
Deshalb ist es schwierig, die Aussagekraft dieser Werte einzuschätzen. Prinzipiell kann der Ökologische Fußabdruck und die Berechnung des “Earth Overshoot Day” allerdings eine gute Möglichkeit sein, um sich über Nachhaltigkeit und Lebensführung Gedanken zu machen und unseren Impakt auf den Planeten zu verbildlichen.